Einleitung
Die ambulante Pflege ist ein zukunftsträchtiger und gesellschaftlich unverzichtbarer Bereich. Doch Pflegedienste stehen vor besonderen Herausforderungen, wenn es um die Gestaltung von Arbeitszeitmodellen geht. Vor allem die Organisation von Vollzeitstellen mit täglich acht Stunden ist in der Praxis oft schwer umsetzbar. Gerade für Hilfskräfte fehlen in den Nachmittagsstunden häufig die erforderlichen Aufträge. Auch die Besetzung eines Spätdienstes mit einer vollen Acht-Stunden-Schichtgestaltet sich schwierig.
Wie könnenambulante Pflegedienste ihre Arbeitszeitmodelle so gestalten, dasssowohl die betrieblichen Anforderungen als auch die Bedürfnisse derMitarbeitenden erfüllt werden – insbesondere angesichts derHerausforderung, Vollzeitkräfte sinnvoll und wirtschaftlich überden gesamten Tag einzusetzen?
Besonderheitender ambulanten Pflege und Tagesstruktur
Im Gegensatz zu stationären Pflegeeinrichtungen oder den Kliniken ist der Arbeitsanfall in der ambulanten Pflege über den Tag hinweg sehr ungleich verteilt. Die meisten pflegerischen und hauswirtschaftlichen Leistungen werden von den Klientinnen und Klienten am Vormittag gewünscht. Typische Aufgaben wie Körperpflege, Mobilisation oder Unterstützung im Haushalt werden bevorzugt am Morgen oder am frühen Vormittag in Anspruch genommen
. In den Nachmittagsstunden sinkt die Nachfrage deutlich, sodass für viele Mitarbeitende – insbesondere für Hilfskräfte – keine durchgängige Beschäftigung möglichist.
Frühdienste beginnen häufig zwischen 6:00 und 7:00 Uhr und enden gegen Mittag. Spätdienste starten meist zwischen 15:00 und 17:00 Uhr, sind aber selten durchgängig acht Stunden lang, da weniger Einsätze anfallen.
Die Folge: Esentstehen Leerlaufzeiten, die wirtschaftlich und organisatorischschwer zu füllen sind.
DieHerausforderung: Vollzeitbeschäftigung mit acht Stunden täglich
Fehlende Aufträgeam Nachmittag
Ein zentralesProblem für die Dienstplanung in der ambulanten Pflege ist dasFehlen von Aufträgen am Nachmittag. Viele Klientinnen und Klientenbevorzugen pflegerische Leistungen am Morgen. Nachmittags gibt es oftnur wenige Einsätze, beispielsweise für Medikamentengabe oder kurzeKontrollbesuche. Für Hilfskräfte bedeutet das, dass einedurchgehende Acht-Stunden-Schicht kaum zu füllen ist.
Spätdienst:Keine durchgängige Auslastung
Auch der Spätdienstlässt sich selten mit einer vollen Acht-Stunden-Schicht abdecken.Die Nachfrage nach pflegerischen Leistungen am späten Nachmittag undAbend ist begrenzt. Die Tourenplanung muss daher flexibel auf dietatsächlichen Bedarfe reagieren. Es entstehen häufig Plus- oderMinusstunden, weil die vereinbarte Arbeitszeit selten exakt erreichtwird.
Konsequenzen fürdie Personaleinsatzplanung
Gehalts- undLohnempfänger: Vorteile garantierter Stunden und zusätzlicherVergütung
Ein modernesVergütungsmodell, das sowohl Gehalts- als auch Lohnempfängerberücksichtigt, kann in der ambulanten Pflege für beide SeitenVorteile bringen – insbesondere, wenn garantierte Stunden mit derMöglichkeit zusätzlicher Vergütung für Mehrarbeit kombiniertwerden. Mitarbeitende profitieren von einer verlässlichenGrundsicherung durch fest vereinbarte Stunden und erhaltengleichzeitig die Chance, durch zusätzliche Einsätze ihr Einkommenflexibel zu erhöhen. Für den Pflegedienst bietet dieses Modell einegewisse Planungssicherheit und die Möglichkeit, auf kurzfristigeBedarfe angemessen zu reagieren. Wie genau eine solche Kombinationaus garantierten Stunden und zusätzlicher Vergütung in der Praxisumgesetzt wird, hängt von den individuellen Rahmenbedingungen desBetriebs ab und sollte gemeinsam mit dem Team entwickelt werden.
FlexibleArbeitszeitmodelle als Lösung
AmbulantePflegedienste profitieren von einer Vielfalt an Arbeitszeitmodellen,die sich an den tatsächlichen Bedarfen orientieren. Im Folgendenwerden die wichtigsten Modelle vorgestellt:
Vorteileflexibler Modelle
Empfehlungen ausunseren praktischen Erfahrungen
Ambulante Pflegedienste sollten keine starren Acht-Stunden-Schichtenfür alle Mitarbeitenden vorsehen, sondern flexible und teilzeitnaheModelle anbieten. Dazu gehören individuelle Teilzeitmodelle,geteilte Dienste oder Wunschdienstpläne.
Digitale Tools helfen, die tatsächlichen Bedarfe und dieVerfügbarkeit der Mitarbeitenden optimal abzugleichen. Sieermöglichen eine transparente und effiziente Dienstplanung,reduzieren Fehlerquellen und erleichtern die Kommunikation –besonders bei vielen Teilzeitkräften.
Mitarbeitende sollten frühzeitig über die Besonderheiten derambulanten Pflege informiert werden, um unrealistische Erwartungen anVollzeitstellen zu vermeiden. Eine offene Kommunikationskulturfördert das Verständnis für betriebliche Abläufe und stärkt dasTeamgefühl.
Wer flexible und familienfreundliche Arbeitszeiten bietet, erhöhtdie Mitarbeiterbindung und kann dem Fachkräftemangel entgegenwirken.Pflegedienste sollten gezielt Entwicklungsmöglichkeiten fürTeilzeitkräfte anbieten, um Motivation und Bindung zu erhöhen.
Eine ausgewogene Mischung aus Vollzeit- und Teilzeitkräften hilft,die wirtschaftliche Stabilität zu sichern. Teilzeitmodelle könnenFluktuation reduzieren und die langfristige Bindung erhöhen, wennsie strategisch eingesetzt werden.
Fazit
Die Realität in derambulanten Pflege zeigt: Es ist selten möglich, Vollzeitkräfte –insbesondere Hilfskräfte – täglich acht Stunden sinnvoll undwirtschaftlich einzusetzen. Individuelle, flexible Arbeitszeitmodellesind daher der Schlüssel zu einer tragfähigenPersonaleinsatzplanung. Pflegedienste, die auf moderne undbedarfsorientierte Arbeitszeitmodelle setzen, sichern sich nicht nureinen Wettbewerbsvorteil auf dem Arbeitsmarkt, sondern schaffen auchdie Grundlage für eine hohe Versorgungsqualität und zufriedeneMitarbeitende. Die Investition in flexible Arbeitszeitmodelle zahltsich durch geringere Fluktuation, höhere Motivation und eine besserePatientenversorgung aus – und macht den ambulanten Pflegedienst fitfür die Zukunft.